Das Kirchspieldorf Päse

 

Päse ist der Sitz des Pfarramtes. Hier findet sich auch die verhältnismäßig große Kirche mit etwa 350 Sitzplätzen. Das Pfarramt ist zuständig für die umliegenden Ortschaften. Derzeit zählen von den 3.600 Einwohnern des Kirchspiels etwa 2.300 Menschen zur Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde.

Von der Dorfentwicklung her ist es kaum verständlich, dass das kleine Päse das Pfarramt und ihre Hauptkirche beheimatet. Die Ursache liegt möglicherweise in der Entstehungsgeschichte des Ortes Päse. Päse wurde angelegt zu einer Zeit, in der die Oker noch südlich von Ahnsen, östlich von Hardesse und westlich von Päse verlief. Es ist anzunehmen, dass die Siedlung an einer Furt angelegt wurde. Aus der Gründungszeit Päses sind uns weder historische Quellen noch archäologische Beobachtungen überliefert.

Älteste Schriftquellen datieren in das 14. Jahrhundert. Mittelalterliche archäologische Funde sind unbekannt. Allein die Baugeschichte der Päser Sankt-Marien-Kirche gibt Hinweise auf die Entstehungszeit Päses. Ein definitiv ältester Kirchenbau, zum Beispiel aus Holz, ist bislang nicht nachgewiesen. Größe, Grundriss und Baustil lassen in einer älteren Bauphase den romanischen Baustil erkennen, wie er zwischen 1000 und 1150 n.Chr. in unserer Region verbreitet war. Besonderheit ist das Baumaterial Raseneisenstein, aus dem die komplette Kirche errichtet wurde. Dieses Material wurde auch bei dem ersten Erweiterungsbau, einer Verbreiterung der Kirche, 1486 verwendet, von der im Innern der Kirche Teile der gotischen Wandmalereien freigelegt sind. Eine Bronzeglocke von 1512 zeugt noch heute von dieser Zeit. Mit einem letzten Erweiterungsbau – Anbau des Ostchores und Aufstockung der Mauern - in den Jahren 1701-1703 trug man der wachsenden Bevölkerung Rechnung.  Der 1890 durch Blitzschlag beschädigte Kirchturm wurde teilweise abgetragen und durch einen Backsteinaufbau neu gestaltet und mit einem leichten, spitzen Turmreiter versehen. (Ein Duplikat dieser Turmbekrönung findet sich an der Kirche in Ehmen bei Wolfsburg).

Päse wird seinem Sitz als Pfarramt dadurch gerecht, dass es das Pfarrhaus, Küsterhaus und in früherer Zeit noch ein Pfarrwitwenhaus und eine mit dem Küsterhaus verbundene Schule beherbergte. Das alte Pfarrhaus wurde 1980 privatisiert. Gleichzeitig ist auch das Pfarrwitwenhaus, das zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr benötigt wurde, in private Hand gegangen. Die "alte Schule" wurde Raum für kirchliche Veranstaltungen. Das Küsterhaus - ein altes Niedersachsenhaus in Zweiständer-Bauweise - entwickelte sich mit der Zeit durch Erweiterungen zu einem Gemeindezentrum, in dem die zentralen Veranstaltungen der Kirchengemeinde für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Platz finden. Gemeindefesten ebenso wie Sonderveranstaltungen für Kinder und Familien bietet das geräumige Gelände mit Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus hervorragende Möglichkeiten.

Gute Verkehrswege zwischen den Kirchspielorten und die Mobilität der Menschen von heute lassen es zu, dass von diesem kleinen Ort aus die kirchlichen Dienste umfassend wahrgenommen werden können. Auch wenn sich in den "Außenorten" Ahnsen und Seershausen Kapellen der Gemeinde befinden, bleibt das Dorf Päse doch der zentrale Ort kirchlichen Lebens in diesem Kirchspiel. Die Aufgaben in der Gemeinde werden neben der vollen Pfarrstelle durch einige Teilzeitkräfte (Diakonin, Sekretärin, Küsterin, Raumpflegerin) und vor allem durch ehrenamtliche Helfer der Kirchengemeinde wahrgenommen.

Quellen: Gerhard Bietz, Klaus J. Borchert